Börsenbeben nach Trump Zöllen (05.04.2025)

Nach meinem Quartalsbericht vom 01.04.2025 gab es ein Börsenbeben, daher möchte ich ein kurzes Update zu den Geschehnissen geben.

Donald Trump hat am vergangenen Mittwoch (02.04.) mit seinen globalen Zollankündigungen alle Erwartungen und Prognosen übertroffen.

Verkündete Zölle 02.04.2025

Er hat einen Basiszollsatz von 10% sowie deutlich höhere reziproke Zollsätze für einzelne Länder verkündet (gelben Felder).

Ökonomen und Experten kritisieren scharf, dass die von der Trump Administration angeführten Zölle die angeblich in anderen Ländern für die USA gelten sollen (blau/weissen Felder), nicht etwa den realen Zollsätzen entsprechen, sondern einer Quote die das Handelsdefizit zwischen den USA und dem jeweiligen Land abbildet.

Vietnam beispielweise hatte einen realen Zollsatz von ca. 9,40% in 2023 auf US Güter und nicht die angegebenen 90%!

Die hohen Handelsbilanzdefizite gegenüber vielen asiatischen Handelspartnern resultieren vor allem daraus, dass sich diese Länder auf Niedriglohnbranchen spezialisiert haben. Zahlreiche US-Unternehmen haben ihre Produktion – etwa in der Textil- oder Fertigungsindustrie – in diese Länder verlagert. Ein Beispiel dafür ist Nike, das den Großteil seiner Produkte in Vietnam herstellen lässt. Umgekehrt importieren amerikanische Unternehmen vorwiegend Hightech-Produkte.

Die 10% Basiszollsatz soll ab dem 05. April (heute) gültig sein, die höheren Zölle auf andere Länder ab dem 09. April (nächsten Mittwoch).

Damit stürzt Trump die Welt in einen handfesten Handelskrieg.

Betrachtet man das angekündigte Zollniveau im historischen Vergleich, gehen wir zurück ins Jahr 1910.

China reagiert mit 34% Gegenzoll

China verkündete gestern die Gegenreaktion mit ebenfalls 34% Zoll auf amerikanischen Produkte ab dem 10. April. Das wäre ein Tag nachdem die US-Zölle auf China aktiv werden.

Außerdem hat China Exportbeschränkungen für bestimmte mittlere und schwere Seltenerdmetalle wie Samarium, Terbium und Dysprosium verhängt und beruft sich dabei auf nationale Sicherheitsinteressen und internationale Verpflichtungen.
Diese Seltenerdmetalle sind entscheidend für Branchen wie Verteidigung, erneuerbare Energien und Elektronik. Die USA sind stark auf Importe aus China angewiesen, das rund 90 % des weltweiten Angebots kontrolliert.

China hat sich zusätzlich mit Japan und Südkorea abgestimmt und man zeigte erstmals Geschlossenheit gegen den “Handelsangriff” aus den USA.

Europa berät noch und wird voraussichtlich Anfang der kommenden Woche Gegenmaßnahmen verkünden.

Die Entwicklungen zeigen den Vertrauensschaden, den Donald Trump mit seinen Handelspartnern anrichtet.

Nach dieser Ankündigung sind die Aktienmärkte weiter stark gesunken.

Auswirkungen trifft US-Unternehmen hart

Insbesondere US-Unternehmen werden durch diese Ankündigungen hart getroffen.

Nike und viele andere Sporttextilunternehmen produzieren überwiegend in Asien. Bei Apple könnte die Gewinne lauf ersten Schätzungen um 28% einbrechen, aufgrund der Produktion in China.

Das sind nur einige Beispiele.

Folgendes Video geht detaillierter darauf ein: https://youtu.be/elxFmzSUVxU?si=C8oXCmB6V96dTwuk

J.P. Morgan schätzt jetzt 60% Rezessionswahrscheinlichkeit

Das größte Bankhaus der USA schätzt jetzt eine 60%ige Rezessionswahrscheinlichkeit wenn die Zölle in dieser Höhe bestehen bleiben. Die Zölle werden als die größte Steuererhöhung seit 1986 für US-Konsumenten bezeichnet.

Denn insbesondere US-Güter dürften im Preis steigen, was auch die Inflation in den USA neu anfacht.

Video

Größte Börsenpanik seit 2020 / Covid

In den letzten 2 Tagen wurden über 11 Billionen an Vermögenswerten vernichtet.

S&P500

Der S&P500 hat 17% von seinem Hoch mitte Februar verloren.

NASDAQ 100

Im NASDAQ 100 sind es sogar 22% Minus.

Im Dax liegt der Rückgang bei -12% und im MSCI Emerging Markets (Asien) -14,50%.

Sektoren im Russel 1000

Der Russell 1000 liegt sogar -30% unter seinem 52 Wochen Hoch.

Der Russell 1000 ist ein Aktienindex, der die 1.000 größten börsennotierten US-Unternehmen nach Marktkapitalisierung abbildet und damit etwa 90 % der gesamten US-Marktkapitalisierung repräsentiert.

Folgende Grafik zeigt den Rückgang der Börsenkurse vom 52 Wochen Hoch sortiert nach Branchen.

Im US-Technologiesektor sind die Aktien demnach bereits um 40% eingebrochen.

Bitcoin stabil

Interessant zu beobachten ist, dass Bitcoin bisher, konträr zu den Aktienindizes in den letzten 2 Tagen, nicht weiter nachgegeben hat.

(SPY=S&P500, QQQ=Nasdaq100)

Panik auf historischen Extremwerten

Die Panik an den Märkten ist auf historischen Extremwerten angekommen.

Der CNN Fear & Greed Index notierte gestern bei einem Wert von 4 (extreme Angst). Solch einen tiefen Wert gab es zuletzt während des Covid Crashes 2020.

Auch einen Volatilitätsindex (VIX) von über 40 gab es zuletzt 2020.

Folgende Grafik zeigt den VIX und die vergangene Wertentwicklung des S&P500 nach Extremwerten. Seit 2008 gab es nur einen Fall, in dem der Index nach 6 Monaten tiefer notierte (Finanzkrise September 2008).

Auch andere technische Indikatoren signalisieren historische Extremwerte z.B.

  • RSI = Relative Stärke Index
  • Bollinger Bänder
  • etc.

Hier ein längerfristiger Chart des S&P500. Relative Stärke Index Werte nahe 28 im Wochenchart gab es in den letzten Jahren recht selten (blaue horizontale Linien) und stellten meist gute Kaufgelegenheiten dar.

S&P500 Entwicklung bei Rezessionen

Folgende Grafik verauschaulicht den Rückgang des S&P 500 in Rezessionsphasen in den letzten ca. 75 Jahren.

Die hellblauen Balken zeigen den Rückgang des Kurses und die dunkelblauen Balken zeigen den Gewinnrückgang der Unternehmen.

Im Durchschnitt fällt der S&P500 ca. 24%. Wir sind bereits 17% gefallen und es ist noch nicht sicher, ob wir eine Rezession in den USA sehen und ob die Zölle in verkündeter Höhe verbleiben.

TRUMP unter DRUCK

Trumps Strategie ist es mit hohen Forderungen in Verhandlungen zu gehen um dann einen guten “Deal” in der Mitte zu machen.

Ob Trump solch eine harsche Marktreaktion (fast 10% Rückgang der Aktienmärkte in 2 Tagen) und politischen Gegenwind erwartet hat ist eher fraglich.

Somit dürfte sich Trump gerade massiv unter Druck befinden die Situation zu beschwichtigen.

Seine letzten Posts in den sozialen Medien spiegeln das wieder:

Beschwichtigung nach “guten Telefonat” mit vietnamesischem Generalsekretär, der zugesagt hat die Zölle für die USA auf 0 zu senken.

China hätte mit den Gegenzöllen falsch reagiert und die Nerven verloren.

TRUMP vs. Notenbankchef Jerome Powell

Ein weiteres strategisches Ziel von Donald Trump ist es die US-Notenbank (FED) zu schnelleren Zinssenkungen zu bewegen. Das würde auch die Märkte wieder stützen.

Am Freitag hatte Jerome Powell einen öffentlichen Auftritt und kurz vorher hat Trump folgendes gepostet:

Darin attakiert Trump Powell direkt und fordert ihn scharf auf die Zinsen zu senken. Auch das zeigt den Druck unter dem Trump steht.

Jerome Powell reagierte, wie immer, sachlich und zeigte Trump die kalte Schulter. Er hat betont, dass höhere Zölle auch zu höherer Inflation führen und die FED daher zunächst abwartet, wie sich die Wirtschaftsdaten weiter entwickeln.

Keine gute Nachricht für Trump. Die nächste FED-Sitzung ist am 7. Mai und aktuell liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung nur bei 33%.

Die einzige Möglichkeit für Trump die Märkte zu beschwichtigen ist in den kommenden Tagen gute Verhandlugnsergebnisse zu präsentieren. Er hat wahrscheinlich dieses Mal etwas zu hoch gepokert und wird jegliche Kompromisse bei Verhandlungen natürlich als großen Erfolg feiern.

Fazit

Alle technischen- und Stimmungsindikatoren deuten auf einen kurzfristigen Boden bei den Aktienmärkten hin. Damit dürfte es sich aktuell um eine günstige Einstiegsgelegenheit handeln. Ob dieser kurzfristige Boden dann auch ein langfristiger Boden wird, hängt davon ab, wie aggressiv Trump seine Linie weiter durchzieht.

Aufgrund der harschen Marktreaktion und des politischen Drucks (mehr und mehr auch aus der eigenen Partei), scheint eine weiteres durchhalten seiner harten Linie eher unwahrscheinlich.

Kaufen wenn andere ängstlich sind ist nicht einfach, zahlt sich aber langfristig aus.

Viele Grüße und ein sonniges Wochenende!

Bijan Kholghi

Bijan Kholghi ist Certified Financial Planner (CFP©) & Honorar-Finanzanlagenberater.
Seine Beratungsschwerpunkte sind Finanzcoaching, Vermögensanlagen und Kapitalmärkte,
sowie Vorsorgelösungen auf Nettobasis (ohne Provisionen).
Seit über 22 Jahren stellt er als selbständiger Berater die Interessen seiner Kunden in den Mittelpunkt seiner Beratung. Das sagen Kunden über Bijan Kholghi: Google Bewertungen